Jeder Ironman ist eine Zauberkiste.
Man weiß nie, was man bekommt. Wußte ja auch schon Forrest Gump !
3:30 Uhr klingelte der Wecker, es war Zeit für ein Frühstück in unserer Ironman WG!
Danke zuerst an all unserer Supporter, ohne euch würde das alles nur nur halb so viel Spaß machen.
Vielen Dank auch an alle die Wünsche im Vorfeld. Ich habe mich über jede einzelne Nachricht gefreut. DANKE.
Gegen 4:45 Uhr fuhren wir zum Startareal. Überall waren freundliche Helfer und wünschten uns für den Tag viel Glück und Erfolg. Das Prozedere war genau wie 2015, von daher war man auch etwas weniger aufgeregt.
Zuerst ging es zum Bodymarking und zum Wiegen. Jeder bekommt seine Startnummer als Hauttattoo aufgeklebt, damit man auch nach dem Rennen noch etwas als Erinnerung hat. Die Sonne brennt es auf alle Fälle gut in die Haut ein.
Dann war ich mitten im Vorstartgewusel. Zuerst der Check des Rades, über Nacht hatte es heftig geregnet, zum Glück war bei mir alles in Ordnung. Aufatmen.
6:30 Uhr wurde das Blessing gesprochen und in der Bucht von Kailua Kona war eine mystische Ruhe, welche mit dem Kanonenknall um 6:35 Uhr schlagartig beendet wurde. Die Profi-Männer wurden ins Rennen geschickt und kurze Zeit später die Profi-Frauen. 7:10 Uhr war der Start der Altersklassen-Männer.
Ich sprang in meinen Schwimmanzug, sortierte nochmal meine Gedanken. Bestellte mir, wie immer vor besonderen Herausforderungen, positive Dinge für den Tag und dann ging es los. Ca. 150 m mussten bis zum Schwimmstart absolviert werden, was gleichzeitig mein Einschwimmen war.
Ich sortierte mich, um der Waschmaschine aus dem Weg zu gehen, recht weit links und sah dann Anja. Wir freuten uns, dass wir uns zwischen den ca. 650 anderen Frauen gefunden hatten und wünschten uns alles Gute für den Tag. Und da war er! Der Kanonenknall, der mein Rennen eröffnete.
Die Position, links außen, war gut gewählt. Ich kam soweit ganz gut vom Start weg und fand recht schnell meinen Rhythmus. Unterwegs erwischte mich dann trotzdem noch recht viele Arme und Beine. Aber bei einer Weltmeisterschaft ist das Niveau doch recht ähnlich. Nach 1:09 h hatte ich wieder Land und den Füßen und ein breites Lächeln im Gesicht.
Und sobald man eben Land unter den Füßen, wird man wieder von all den freundlichen Helfern motiviert und angefeuert. Das Event ist einzigartig. Überall strahlende Menschen, Helfer und Athleten. Schnell das Salzwasser abspülen, zum Wechselbeutel laufen und unter 2500 Beuteln das richtige Equipment greifen.
Mein Rad hatte einen sehr guten Wechselplatz #1886. Irgendwie brauchte ich gefühlt eine halbe Stunde, ehe ich meinen Helm aufgesetzt bekomme. Am Ende waren es wahrscheinlich nur ein paar Sekunden. Dann ging es endlich auf die Radstrecke. Zuerst fährt man durch Kailua-Kona und kann die Stimmung aufsaugen. Unterwegs stehen unsere Supporter an der Palani Road, ihnen wurde natürlich ein extra breites Lächeln zugeworfen und schon ging es in Richtung Highway.
Was macht man 180 Kilometer? Ich versuchte mich anständig energetisch zu versorgen, lies es lockerer angehen und nahm erstmal die erste Verpflegungsstation mit und begann von da an mich mit Wasser zu kühlen. Es waren für Hawaii kühle Temperaturen prognostiziert, so war es dann allerdings nicht. Was aber war, es war recht wenig Wind. Die Mumukawinde waren dieses Jahr sehr athletenfreundlich. Bei Kilometer 60 bekam ich meine Eigenverpflegung nicht mehr herunter, gefühlt hatte ich mir heißen Tee mitgenommen.
Ich wechselte auf RedBull und Cola. Endlich erreichte ich Hawi, der Wendepunkt der Radstrecke (Kilometer 95). Jetzt sollte es normalerweise für alle Athleten ein harter Kampf zurück nach Kona sein. Der Wind dreht normalerweise und man darf ordentlich ackern. Dieses Jahr schob der Wind die ganze Zeit von hinten.
Meine neuen Laufräder waren genial und als Flachländer kann man hier gut drücken. Manchmal hätte ich mir eine andere Übersetzung am Rad gewünscht, soviel Trittfrequenz ist nicht unbedingt meins, aber Shit happens oder liebe hohe Trittfrequenz als viel Wind. Die letzten 40 Kilometer genoss ich es nochmal sehr und saugte es auf, dass ich auf dem Highway rumballern darf. Cola und RedBull waren mein ständiger Begleiter. Und dann war es auch schon wieder soweit! Back in Kailua-Kona! 5:29 h!
Man läuft einmal komplett um den Pier, damit man zu dem Laufutensilien kommt. Dort erwarten einen schon wieder freundliche Helfer, der Beutel wird einem ausgekippt und man kann nehmen was man braucht. In meinem Fall war das Startnummer, Schuhe, Socken und meine Uhr. Noch schnell gab es eine Portion Eiswürfel zum Kühlen auf den Kopf und los ging es.
Viel Energie hatte ich nicht in mir, also lies ich den Lauf locker angehen. Im Training hatte ich ziemlich viel an Ernährung probiert, nur die passende Energiequelle nicht so richtig gefunden. Ich lief zu jeder Verpflegungsstation, nahm etwas RedBull zu mir und auf alle Fälle Eiswürfel zur Kühlung.
Es war alle 1,6 km eine Verpflegungsstation und ganz ehrlich, man hat jede einzelne herbeigesehnt.
Unterwegs stehen meine Supporter, ich halte kurz an und wechselte mit ihnen ein paar Worte. Ich freue mich, sie zu sehen. Maxi läuft ein paar Meter mit mir mit und gibt mir ein paar Infos zu den diesjährigen SiegerInnen. Die ersten 10 Kilometer läuft man auf dem Ali’i Drive und danach die Palani Road hoch. Der Anstieg ist ziemlich giftig, hier laufen die meisten Athleten bereits.
Hat man es geschafft, geht es auf dem Highway Richtung Energylab. Die Strecke ist dieses Jahr verändert und man hat das Vergnügen noch länger von der Sonne „gegrillt“ zu werden. Kein Schatten und die Sonne ist erbarmungslos. Unterwegs treffe ich den einen oder anderen Athleten, man motiviert sich zusammen, läut zusammen und es vergehen Kilometer um Kilometer. Und an jeder Verpflegungsstelle wird gekühlt und getrunken. Der Weg zur Wende am Energylab dauert ewig. Dorthin treffe ich Anja, wir klatschen uns ab und laufen weiter.
Dann passierte ich den Turn und befand mich auf dem Rückweg. Ich lief die ganze Zeit, war nicht schnell, aber ich lief. Unterbrochen alle Mile wegen der Verpflegung. Der Blick auf dem Highway nach Kona ist lang - es geht immer geradeaus. Langsam ging die Sonne unter und ich genoss jeden Moment.
Ich bekomme Gänsehaut, weil es so schön ist. Ich bin kurz vor der Palani Road und habe noch immer ein dickes Lächeln im Gesicht. Die Leute an der Strecke schreien mich an und klatsche mich ab, freuen sich mit mir. Mir laufen Freudentränen runter und ich lief. Das sind Moment, die vergisst man nie. Die Palani Road herunter tut nochmal weh, es geht zwar bergab aber nach 40 Kilometer wollen das die Oberschenkel nicht mehr. Dann ist es noch eine Mile zu laufen. Ich strahle, klatsche alle Zuschauer an der Strecke ab und sauge alles auf.
Kurz vor dem Ziel stehen Alex, Bertram, Maxi, Suse, Ralf, Maja und Katja. Ich halte an, drücke alle - und dann ist die Zielgasse endlich da.
Ich breite meine Arme aus und fliege über den vor mir liegenden Teppich, klatsche alle ab. Bedanke mich innerlich, dass ich hier starten durfte und meine 10. Langdistanz ins Ziel gebracht habe.
Und genau so, wie ich es mir vorgenommen hatte: jeden Meter strahlend und genießend. Meine letzte Energie gehört dem Zielsprung.
Ich bin einfach nur DANKBAR für den Moment.
MAHALO!