Eine Reise ins Abenteuer. Nach meiner Höhenkrankheit hatte ich noch einige Zeit Probleme wieder richtig zu trainieren. Durch ein Blutbild und der Feststellung einer Blutanämie, bekam ich zwei Eiseninfusionen. Die änderten bei mir so viel in der Regeneration, bei der Qualität des Trainings, dass ich insgeheim den Wunsch hatte, nochmal bei einem Ironman zu starten. Es wussten nur wenige Menschen in meinem Umfeld von dem Vorhaben. Warum, weil wir einen Deal hatten: geht es mir nicht gut, höre ich sofort auf und gehe aus dem Rennen.
Ironman Südafrika
Es wird ernst. Die lange Reise nach Südafrika beginnt.
Das Fahrrad ist eingepackt, die ganzen Utensilien, die man so für einen Ironman braucht ungefähr 100 x auf Vollständigkeit kontrolliert.
Der Flug ging von Frankfurt nach Johannesburg. Dort mussten wir dann noch länger warten als geplant, weil der Flug verspätet war. Irgendwann nach einem Tag Reisezeit sind wir in Port Elizabeth angekommen. Der Mietwagen hielt noch eine Überraschung bereit. Linksverkehr. Einmal blinken und man betätigt doch den Scheibenwischer. Aber wir gewöhnen uns schnell daran, auch an die sommerlichen Temperaturen.
Unser AirBnB war ca. 1,5 km vom Wettkampfgeschehen entfernt. Ich hatte ungefähr eine Woche, um mich an die Temperaturen & die Strecke vor Ort zu gewöhnen. Ich war im Freiwasser schwimmen, auch um nochmal den Neopren zu testen. Die Radstrecke war eine 60 km Runde und so fuhr ich diese in den Tagen einmal komplett.
Einige Tage waren so richtig heiß und schwül, andere Tage erträglich, dafür aber mit so hohen Wellen, dass man kaum in den Ozean gehen konnte.
Ich hatte aber richtig viel Lust auf das Rennen, hab mich sehr gut vor Ort erholt und freute mich, dass es dann endlich Samstag war. Das Rad stand in der Wechselzone, ich habe meinen Zeitmesschip erhalten & beim Bäcker des Vertrauens gab es noch eine riesige Portion Pancakes und dann ging es ab ins Bett.
Erstaunlicherweise hatte ich gut geschlafen. Richtig gut. Und meine Sportuhr zeigte am nächsten Morgen Höchstform an. Perfekt. Ob das wirklich so werden würde?
Der Wecker klingelte 3:45 Uhr. Es gab Pancakes und etwas zu trinken. Dann wurde es ernst. Ich packte meine Verpflegung für den Tag ein. Radflaschen gefüllt mit Kohlenhydraten und den Rest, was ich so für die Vorbereitung an meinem Fahrrad in der Wechselzone brauchte. Dann geht es ab in den Shuttle und zur Wechselzone. Es war noch dunkel. Die Stimmung war mystisch. Ich hatte alle Vorbereitungen getroffen und ging Richtung Schwimmareal. Ich erwärmte mich mit einem Resistance-Band. Die Sonne ging langsam auf und färbte den Himmel in ein wunderschönes Rot. Eine Afrikanische Band mit Trommeln und lauten Gesang kam in diesem Moment vorbei. Augenblicke, die man nicht vergisst. Gänsehaut.
Voller Fokus auf das Rennen
6:45 Uhr war es endlich soweit. Das Rennen wurde eröffnet. Die Bedingungen beim Schwimmen sahen von außen top aus. Aber im Wasser lehrte uns der Ozean, dass er die Gewalt darüber hat. Wir wurden einfach nur durchgeschüttelt, die Wellen waren ungewöhnlich zu schwimmen und sowohl Agegrouper, als auch Profis hatten viel längere Schwimmzeiten als gewöhnlich. Ich verließ nach 1:22 h das Rennen. An Land hieß es erstmal die Beine wiederzufinden. Diese waren durch das kalte Wasser ziemlich durchgekühlt. In der Wechselzone schnappte ich mir meine Utensilien fürs Radfahren und schon ging es los.
3 x 60 km Runden. Der Wind blies unbarmherzig, gefühlt von allen Seiten. In die eine Richtung hatte man knapp 20 km/h auf dem Tacho stehen, kam dieser von Hinten ging die Post mit 50-60 km/h ab. Ich teilte mir das Rennen gut ein, verpflegte mich so, dass ich ca. 80 gr. Kohlenhydrate pro Stunde zu mir nahm. Ich hatte super gute Beine und noch besser: einen mental starken Kopf und richtig Bock auf das Rennen.
Nach 5:52 h war ich wieder in der Wechselzone.
Jetzt hieß es schnell die Laufschuhe anziehen und ab auf die Laufstrecke. Die Beine mussten sich an die neue Belastung wieder erst gewöhnen. Und als ich auf der ersten Laufrunde war, klatschte ich noch den Gewinner der Männer kurz ab, der daraufhin ins Ziel ging. Vor mir lagen noch einige Kilometer. Ich hatte ein gutes mentales Game mit meiner Laufhaltung. Kopf, Blick, Arme, Hüfte usw. Die Zeit und die Kilometer verflogen. An den Verpflegungsstellen gab es immer Wasser, Gel, ab und an Salz.
Die Sonne brannte, Leili rannte. Der Lauf war gut. Anstrengend, weil es sehr windig und die Laufstrecke wellig war, aber mein Tag war einfach nur PERFEKT. Ich wollte keine Zeit wissen, ich wollte keine Platzierung wissen, ich wollte einfach nur den ganzen Tag Sport machen. Und so verfliegen die letzten Kilometer auf der Laufstrecke und ich laufe endlich ins Ziel, was mir so viel bedeutet hat, nach dem letzten Jahr.
Sven sagte mir etwas später, dass ich mir den Slot für Hawaii geholt habe und den 3. Platz hatte. Freude pur. Dankbarkeit pur. Die Siegerehrung war sehr emotional. Vor genau 10 Jahren war ich das erste Mal zur Weltmeisterschaft auf Hawaii. Jetzt darf ich ein drittes Mal fahren. Ich freu mich so sehr darauf. Onipa´a.